Konzeption und Idee


Zu der Zeit als die Oper Carmen komponiert wurde, empfanden Männer selbstbewusste, eigenwillige und starke Frauen als Gefahr. In gehobenen Gesellschaften sollten sie repräsentieren, Kinder gebären und vor allem «unbefleckt» in die Ehe gehen. Die sozial untersten Schichten nötigten die Frauen zu harter Arbeit, beispielsweise auf dem Feld oder in der aufkommenden Industrie. Bis heute kämpfen Frauen für Gleichberechtigung und Chancengleichheit im Beruf und machen den Männern zumindest Eindruck, wenn nicht gar Angst. Im Zuge der «MeToo»-Bewegung wird nun auch deren sexuelle Ausbeutung breit thematisiert und zurecht zunehmend gerichtlich verfolgt.

Nichtsdestotrotz bleiben Frau und Mann ein unterschiedliches Geschlecht und deren Rollenspiele und gegenseitigen Erwartungshaltungen nicht nur ein negatives Ereignis. Liebe, Leidenschaft und Verführung gehören zum Menschen, ebenso wie die Macht und die Gewalt. Das Letzteres wesentlich häufiger vom Mann ausgeführt wird, gehört zur Geschichte der Menschheit. Die Oper Carmen zeigt diese Eigenart eindrücklich vielfältig.

Unsere Produktion der Oper Carmen wird sich auf die vier Hauptakteure beschränken und deren Geschichten mitten im Publikum darstellen. Fast «verstecktem Theater» gleich soll das Publikum immer wieder überrascht werden, wenn sich an der Bar die Nachbarin plötzlich als Carmen, oder der unbekannte Gesprächspartner als Escamillo entpuppt. Der tödlich endende Streit am Schluss der Oper wird alle Zuschauer in Bann ziehen.

Die grundsätzliche Ausrichtung der boxopera ist es, den Zuschauer*innen hautnah und authentisch Geschichten zu erzählen. Die dadurch erreichte Wirkung an Emotionalität und Gefangenheit in der Szene sind einzigartig. So wird das Genre Oper und deren unglaublich tiefgehende Geschichten in einer bestechenden Einfachheit erzählt.